Häufig macht sich die IgA-Nephropathie durch sichtbares Blut im Urin bemerkbar, das nicht selten gleichzeitig mit einer Erkältung oder einem Magen-Darm-Infekt auftritt.1 Weil sich auch viele andere Erkrankungen durch Blut im Urin äußern können, sind für eine eindeutige Diagnose der IgA-Nephropathie weitere Laboruntersuchungen des Blutes und des Urins notwendig. Um ganz sicherzugehen, muss zudem eine Gewebeprobe aus der Niere entnommen werden – die Nierenbiopsie. Mit diesen Untersuchungen können Ärzt*innen ähnliche Erkrankungen eindeutig ausschließen.
Beim Arztkontakt: Erste Hinweise auf eine IgA-Nephropathie
Sobald junge Menschen, vor allem jüngere Männer, beim ärztlichen Gespräch davon berichten, dass sie immer mal wieder Blut im Urin haben, sollten Ärzt*innen hellhörig werden – besonders wenn Betroffene zuvor an einem Infekt der oberen Luftwege oder einem Magen-Darm-Infekt erkrankt waren.2 Denn dann kann es sein, dass bei ihnen eine IgA-Nephropathie oder auch IgA-Nephritis vorliegt. Auch ein schäumender Urin kann auf eine IgA-Nephropathie hinweisen und entsteht durch eine vermehrte Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie). Diese kann zu Wassereinlagerungen in den Beinen oder an anderen Stellen am Körper führen. Schreitet die Erkrankung weiter voran, kann sich die IgA-Nephropathie durch einen erhöhten Blutdruck bemerkbar machen, der in der körperlichen Untersuchung auffällt.3 Menschen mit IgA-Nephropathie berichten auch von anderen Anzeichen wie Müdigkeit und/oder Appetitlosigkeit.
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Diagnose IgA-Nephropathie: Urin- und Blutuntersuchung
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Urinuntersuchung
Untersucht man den Urin von Menschen mit IgA-Nephropathie genauer, fällt schon bei einem einfachen Harnstreifentest auf, dass der Urin rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Eiweiße (Proteine) enthält. Hervorgerufen wird dies durch die Entzündung, die bei der IgA-Nephropathie auch den glomerulären Filter schädigt, der dadurch durchlässiger wird. Bei gesunden Menschen können Proteine und rote Blutkörperchen nicht in den Harn gelangen.
In manchen Fällen sind die roten Blutkörperchen nur unter dem Mikroskop (Mikrohämaturie) sichtbar, in anderen Fällen ist die Rotfärbung des Urins bereits mit dem bloßen Auge (Makrohämaturie) erkennbar.
Unter dem Mikroskop ist zudem erkennbar, dass die Erythrozyten verformt sind oder sich mit bestimmten Eiweißen zusammenschließen.4
Die Proteinmenge im Urin kann gemessen werden und beläuft sich in der Regel auf etwa ein halbes bis zwei Gramm pro Tag.3 Selten geht noch mehr Protein über den Urin verloren. Mit einer Urinprobe kann die Eiweißmenge gut abgeschätzt werden. Für eine genauere Messung wird der Urin über 24 Stunden gesammelt. Da diese Untersuchung sehr aufwendig ist, wird sie nur gelegentlich zur Überprüfung durchgeführt.
Nieren-Blutwerte bei IgA-Nephropathie
Zeigen sich im Urin Auffälligkeiten, wird für die Diagnose einer IgA-Nephritis eine Blutprobe genommen. In der Regel sind die Nierenwerte in einem frühen Krankheitsstadium nicht auffällig. Bei etwa 40 Prozent der Betroffenen können im Blut jedoch bereits erhöhte Werte bestimmter Antikörper, der sogenannten Immunglobuline A (IgA), gemessen werden.2,5
Schreitet die Erkrankung fort, sind die Nierenwerte im Blut erhöht, genauer die harnpflichtigen Substanzen wie Harnstoff und Kreatinin. Auch Veränderungen im Elektrolythaushalt oder ein Vitamin-D-Mangel können Anzeichen einer bereits bestehenden Nierenschwäche sein.
Die Nierenbiopsie legt die Diagnose IgA-Nephropathie fest
Um sicherzugehen, dass tatsächlich eine IgA-Nephropathie vorliegt, ist eine Gewebeprobe aus der Niere (Nierenbiopsie) nötig. Dabei wird die entnommene Probe unter einem Lichtmikroskop untersucht und dafür speziell angefärbt. Die Gewebeprobe lässt sich auch mit einem Elektronenmikroskop untersuchen, mit dem selbst kleinste Strukturen erkennbar sind. Mit der sogenannten Immunfluoreszenzmikroskopie lassen sich außerdem spezifische Proteine in Gewebeproben mithilfe von speziellen leuchtenden Farbstoffen darstellen. Eigens dafür ausgebildete Spezialist*innen, sogenannte Nephropatholog*innen, sehen in der Gewebeprobe, dass die Immunglobulin-A-Antikörper sich im Bereich des Mesangiums der Nierenkörperchen ablagern. Je nach Veränderung der zellulären Strukturen im Nierengewebe können dann Aussagen über die Prognose der Erkrankung getroffen werden.3
Die Nierenbiopsie erfolgt mit einer speziellen, feinen Nadel. Vor dem Eingriff wird die Haut an der gewünschten Stelle örtlich betäubt. Die Entnahme kann auf Wunsch der Patient*innen auch in einer Kurznarkose erfolgen. Über ein Ultraschallgerät verfolgt das ärztliche Team genau, wo sich die Nadel befindet und aus welcher Stelle die Probe schließlich entnommen wird. So lässt sich verhindern, dass andere Strukturen der Niere verletzt werden.
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Quellen
1. Wyatt RJ, Julian BA. IgA nephropathy. NEJM. 2013 Jun 20;368(25):2402-14. doi: 10.1056/NEJMra1206793, letzter Aufruf am 16.09.2023.
2. Herold G und Mitarbeiter. Innere Medizin. Herold, Gerd (Hrsg.). 1. Auflage. 2021.
3. Thaiss F, Stahl RAK. IgA-Nephropathie: Klinik, Pathogenese und Therapie der häufigsten Glomerulonephritis. Dtsch Arztebl 2000;97(41):A 2708-2711.
4. Pschyrembel Online: Harnzylinder. https://www.pschyrembel.de/Harnzylinder/K0PGQ, letzter Aufruf am 16.09.2023.
5. Maeda A, Gohda T, Funabiki K, Horikoshi S, Shirato I, Tomino Y. Significance of serum IgA levels and serum IgA/C3 ratio in diagnostic analysis of patients with IgA nephropathy. J Clin Lab Anal. 2003;17(3):73-6. doi: 10.1002/jcla.10071, letzter Aufruf am 16.09.2023.