Bei Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen (CKD) und insbesondere bei Personen mit Nierenerkrankungen im Endstadium treten häufig akute und chronische Entzündungsprozesse auf.1 Mediziner*innen beobachten bei chronischen Nierenerkrankungen daher häufig höhere Werte von sogenannten Entzündungsmarkern.2 Die zugrundeliegenden Entzündungen spielen eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten der Nierenerkrankung.3 Sie können zum Beispiel dazu beitragen, dass die Nierenfunktion schneller abnimmt.3 Zu wichtigen Entzündungsmarkern zählen das C-reaktive Protein, die Anzahl der weißen Blutkörperchen und Interleukin-6. Wir erläutern die verschiedenen Parameter.
Entzündungen bei seltenen Nierenerkrankungen
Die IgA-Nephropathie (kurz IgAN) [https://www.seltene-nierenerkrankungen.de/iga-nephropathie] ist eine seltene Nierenerkrankung, bei der sich spezielle Eiweißkomplexe in den Nieren ablagern und eine chronische Entzündung hervorrufen.4 Bei der C3-Glomerulopathie (kurz C3G) [https://www.seltene-nierenerkrankungen.de/c3-glomerulopathie] verursachen hingegen eine unkontrollierte Aktivität des Immunsystems und Proteinablagerungen in den Nieren Entzündungsreaktionen.5,6
C-reaktives Protein (CRP)
Das C-reaktive Protein ist ein Eiweißstoff, der in der Leber gebildet wird.7 Während entzündlicher Vorgänge entsteht mehr CRP und seine Konzentration im Blut steigt. Wichtig zu wissen: Erhöhte CRP-Werte finden sich bei allen Entzündungsreaktionen des Körpers – etwa ebenso bei einer Lungenentzündung oder Blutvergiftung.7 Der Wert wird aber auch herangezogen, um die Nierengesundheit zu überprüfen. CRP gilt als einer der wichtigsten Entzündungsmarker bei chronischen Nierenerkrankungen.8,9
Als Referenz beziehungsweise Norm gelten folgende CRP-Werte:10
bis 5 Milligramm pro Liter (mg/l) beziehungsweise bis 0,5 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
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Weiße Blutkörperchen
Mediziner*innen können auch mit einem Blutbild Hinweise auf eine Entzündung im Körper erhalten, bei dem sie die Menge der Blutzellen unter die Lupen nehmen. Von besonderem Interesse ist die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Diese Blutzellen sind Teil der Immunabwehr und bekämpfen Krankheitserreger.11 Ist ihre Zahl im Blut erhöht, kann das auf entzündliche Prozesse hinweisen.12 Eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen gilt als Vorbote dafür, dass eine chronische Nierenerkrankung fortschreitet.13 Wichtig zu wissen: Bei älteren Menschen (über 60 Jahre) ist wiederum eine niedrige Anzahl von Leukozyten mit dem Fortschreiten einer CKD verbunden.13 Als Referenz beziehungsweise Norm für Jung und Alt gilt ein Wert von 4 bis 10 Leukozyten pro Nanoliter (nl) im Blut.14
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Wichtig zu wissen: Ist die Zahl der Leukozyten im Blut erniedrigt, kann das auch andere Ursachen als eine Nierenerkrankung haben. Ein Grund können zum Beispiel bestimmte Medikamente sein, die bei chronischen Nierenerkrankungen zum Einsatz kommen.
Entzündungen bei CKD schaden Herzgesundheit
Patient*innen mit chronischen Nierenerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.15 Untersuchungen zeigen, dass die verstärkten Entzündungsprozesse mit dafür verantwortlich sind.16 Sie können unter anderem zu unerwünschten Umbauprozessen an der Muskulatur des Herzens beitragen.15 Dem erhöhten Risiko lässt sich durch verschiedene Maßnahmen wie regelmäßige körperliche Aktivität entgegenwirken.17
Interleukin 6 (IL-6)
Interleukin-6 zählt zur Gruppe der Interleukine, die die Entzündungsreaktionen des Körpers regulieren. Interleukin 6 (IL-6) ist einer der wichtigsten Botenstoffe, die im Blut als direkter Entzündungsmarker gemessen werden können.18 Die weißen Blutkörperchen setzen ihn unmittelbar am Ort des entzündlichen Geschehens frei.18
Ein erhöhter IL-6-Spiegel im Blut kann auf chronische Nierenerkrankungen wie die IgA-Nephropathie (IgAN) zurückzuführen sein.19,20 Hohe Konzentrationen des Botenstoffs können das Fortschreiten der CKD beschleunigen und dazu führen, dass sich Nierenschäden verschlimmern.19 Normalweise sollte der Wert unter 11,3 Nanogramm pro Liter (ng/l) liegen.21
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Gut zu wissen: Auch erhöhte IL-6-Spiegel im Urin können mit der IgA-Nephropathie in Verbindung stehen.22 Hohe Konzentrationen deuten Studien zufolge ebenfalls auf ein Fortschreiten der Erkrankung hin.22
Für die Behandlung von Entzündungen bei chronischen Nierenerkrankungen gibt es verschiedene Möglichkeiten.3 Bestimmte Medikamente können zum Beispiel entzündungsfördernde Botenstoffe hemmen.3
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Quellen
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