Finden sich im Urin vermehrt rote Blutzellen (Erythrozyten), sprechen Mediziner*innen von einer Hämaturie.1 Unterschieden werden zwei Formen.2 Die eine Form ist die Makrohämaturie, bei der das Blut als Rotfärbung des Urins mit bloßem Auge erkennbar ist. Der Urin kann aufgrund der roten Blutzellen rot, rosa oder braun gefärbt sein.3 Es gilt: Schon ab einer Menge von einem Milliliter Blut pro Liter Urin kann die Hämaturie sichtbar werden.4 Die andere Form ist die Mikrohämaturie, bei der das Blut nur mithilfe eines Mikroskops zu identifizieren ist.2 Diese zweite Variante tritt häufiger auf.5 Eine Hämaturie erfordert immer eine ärztliche Abklärung.
Normalerweise enthält der Urin keine roten Blutkörperchen.1 Denn: Die Filter in der Niere verhindern, dass Blut in den Urin gelangt.1 Bei Menschen mit einer Hämaturie lassen die Filter in den Nieren oder anderen Teilen der Harnwege (Harnleiter, Harnröhre und Blase) jedoch Blut in den Urin sickern.1,6 Mediziner*innen können Blut im Urin mit Urinstäbchen (Teststreifen) auf die Schliche kommen. Da diese Stäbchen aber nicht immer treffsichere Ergebnisse liefern, ist zur Bestätigung eine Analyse des Urins via Mikroskop erforderlich.7
Als Referenz bzw. Norm gelten folgende Werte:8
0 bis 5 Erythrozyten pro Mikroliter bzw. 0 bis 2 Erythrozyten pro Gesichtsfeld im Mikroskop
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Bei einer Urinuntersuchung können auch vermehrt weiße Blutkörperchen (Leukozyten) gefunden werden. Mediziner*innen sprechen von einer Leukozyturie. Erhöhte Werte können zum Beispiel auf eine Infektion der Nieren oder eines anderen Teils der Harnwege hinweisen.3
Mögliche Ursachen von roten Blutzellen im Urin
Es gibt viele Gründe, warum sich Blut im Urin befinden kann. Mögliche Ursachen sind Infektionen oder Entzündungen der Blase, Niere oder Harnröhre, Steine in den Harnwegen, starke körperliche Belastung und Endometriose (gutartige Gewebewucherungen außerhalb der Gebärmutterhöhle). Auch Krebserkrankungen der Blase oder Nieren, Blutgerinnungsstörungen und Erkrankungen der Glomeruli (spezieller Bereich der Nierenkörperchen) können eine Hämaturie auslösen.9 Mediziner*innen sprechen in letzterem Fall von einer glomerulären Hämaturie. Sie können die Erythrozyten genauer unter die Lupe nehmen, um den Ursprung der Hämaturie ermitteln.4 Eine glomeruläre Hämaturie kennzeichnet sich zum Beispiel durch eine veränderte Form der roten Blutzellen.4 Zu den häufigsten Ursachen von Blut im Urin zählen jedoch Infektionen der ableitenden Harnwege, insbesondere der Harnblase.4
Dunkler oder rot gefärbter Urin bedeutet nicht immer, dass sich Blut im Urin befindet.6 Manchmal können bestimmte Medikamente – etwa Blutverdünner und Antibiotika – oder Lebensmittelfarben wie Farbstoffe aus Roter Bete eine Veränderung der Urinfarbe verursachen.6,9,10 Bei Frauen kann zudem während ihrer Menstruation Blut in die Blutprobe gelangen und der Test fälschlicherweise auf eine Hämaturie hindeuten.9 Im Zweifel gilt aber immer: Ist Ihr Urin rötlich oder dunkel gefärbt, sollten Sie dies ärztlich abklären lassen.
Auch seltene Nierenerkrankungen wie die IgA-Nephropathie können zu Blut im Urin führen.7 Die IgA-Nephropathie ist weltweit eine häufige Ursache für eine mikroskopische Hämaturie, die in der Regel zunächst mit einer schmerzlosen Makrohämaturie auftritt und sich zu einer anhaltenden Mikrohämaturie entwickelt.7 Der Grund: Weil das Komplementsystem (ein Teil des Immunsystems) bei der IgA-Nephropathie überaktiv ist, kommt es zu Schäden in kleinen Blutgefäßen in einem speziellen Bereich der Nieren.2 Sie werden als glomeruläre Kapillaren bezeichnet.
Wie Nierenschmerzen und Blut im Urin in Zusammenhang stehen können
In den meisten Fällen verursacht eine Hämaturie keine Schmerzen oder anderen Symptome. Scheidet der Körper einen Nierenstein aus, kann es jedoch zu Blutungen und in der Folge zu Blutansammlungen im Urin kommen.10 Betroffene klagen oft über starke Schmerzen im Bereich der Nieren, die über den Bauch bis in die Leiste ziehen können.10 Auch eine Niereninfektion kann Blut im Urin und Schmerzen im Bereich der Nieren hervorrufen.11
Wenn die Urinanalyse zu viele rote Blutkörperchen im Urin zeigt, ordnen Ärzt*innen weitere Tests an, um den Ursachen für die Hämaturie auf den Grund zu gehen. Dazu zählt etwa eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Nierenfunktion.1,9 Ist der Auslöser identifiziert, behandeln Mediziner*innen die zugrunde liegende Ursache.9
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Quellen
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- Thieme via medici. Hämaturie. https://viamedici.thieme.de/lernmodul/5583250/4954753/h%C3%A4maturie, letzter Aufruf am 10.06.2024.
- American Kidney Fund. Blood in urine (hematuria): Causes and treatment. https://www.kidneyfund.org/all-about-kidneys/other-kidney-problems/blood-urine-hematuria, letzter Aufruf am 10.06.2024.
- Bolenz C, Schröppel B, Eisenhardt A, et al. Abklärung der Hämaturie. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 801-7. doi: 10.3238/arztebl.2018.0801, letzter Aufruf am 10.06.2024.
- Peterson LM, Reed HS. Hematuria. Prim Care. 2019 Jun;46(2):265-273. doi: 10.1016/j.pop.2019.02.008, letzter Aufruf am 10.06.2024.
- National Kidney Foundation. Hematuria (Blood in Urine). https://www.kidney.org/atoz/content/hematuria-blood-urine, letzter Aufruf am 10.06.2024.
- Leslie SW, Hamawy K, Saleem MO. Gross and Microscopic Hematuria. StatPearls [Internet]. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK534213/, letzter Aufruf am 10.06.2024.
- gesundheit.gv.at. Mikroskopischer Urinsedimentbefund (SEDBF). https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/niere-harn/mikroskopischer-urinsedimentbefund.html, letzter Aufruf am 10.06.2024.
- National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases. Hematuria (Blood in the Urine). https://www.niddk.nih.gov/health-information/urologic-diseases/hematuria-blood-urine, letzter Aufruf am 10.06.2024.
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